Prof. Heinz Rothgang
Kritik an der Reha-Bewilligungspraxis von gesetzlichen Krankenkassen

2013 und 2014 haben die Medizinischen Dienste zusammen mit den Kranken- und Pflegekassen ein wissenschaftliches Projekt ("Reha XI") durchgeführt. Es sollte die "Reha-Bedarfsstellung in der Pflegebegutachtung" unter die Lupe nehmen. Dieses Projekt hat das Institut von Professor Heinz Rothgang wissenschaftlich begleitet.
Der Bremer Gesundheitsökonom Prof. Heinz Rothgang kritisiert die niedrige Prozentzahl der Reha-Empfehlungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK).
Im Jahr 2015 wurden fast 1,5 Millionen Menschen in Deutschland begutachtet, nur 30.902 Fälle bekamen eine Reha-Empfehlung. Das sind gerade einmal 2,1 Prozent. Gegenüber "Report Mainz" sagte Rothgang: "Wir wissen nicht genau, wie die optimale Zahl wäre: Die Erfahrung, die wir haben aus Begutachtungen, aus Berichten von Gutachtern ist, dass es eigentlich deutlich mehr sein müsste. Sechs Prozent war unser Studienergebnis und zwei Prozent ist da immer noch deutlich zu niedrig."
Weiter kritisiert Rothgang die Reha-Bewilligungspraxis von gesetzlichen Krankenkassen: "Für Krankenkassen gibt es diesen Anreiz, Reha zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit nicht zu bewilligen. Die Kassen stehen in einem scharfen Wettbewerb im Bereich Krankenversicherung, und wenn sie Kosten produzieren, schlägt sich das im Beitragssatz nieder. Das heißt, Beiträge nicht steigen zu lassen, ist ein großes Ziel von Kassen und eine Methode, um dies zu erreichen, ist Reha-Maßnahmen nicht zu bewilligen", sagte Rothgang im Interview mit "Report Mainz". Reha-Maßnahmen führten nur zu einer Entlastung der Pflegeversicherung, deren Kassen nicht im Wettbewerb zueinander stünden.
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