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E-Recruiting: Vorteile, Nachteile und erste Impulse
+++ Individuelle Zielgruppenansprache und Medienwahl für den Erfolg bei der Mitarbeitersuche+++
Mit keiner anderen Marketing-Strategie lassen sich Vorzüge und unternehmerische Sales-Points beim Recruiting so umfangreich und zugleich zielgruppenorientiert transportieren wie bei der digitalen Ansprache. Einerseits informativ und Interesse-weckend; andererseits kostengünstig und zeitsparend. Dass in der Pflegebranche dringender Handlungsbedarf in Sachen digitaler Personalgewinnung und Digitalisierung existiert, ist hinlänglich bekannt. Interessant zu beobachten, dass die Branche sich von traditionellen Verfahren, verkrusteten Strukturen und umständlichen Mechanismen verabschiedet. Erste Impulse beim E-Recruiting sind erkennbar. Per sofort stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt:

Inhalte und Werbe-Inserate portalspezifisch zielgruppenkonform
Recruiting- und Unternehmensverantwortliche aus ambulanten und stationären Pflegeunternehmen sollten sich für die Außendarstellung im Web von der Vorstellung lösen, es handele sich bei den zu pflegenden Menschen und den Pflegekräften um eine einheitlich-pauschale Zielgruppe. Mit identischen Inhalten jobsuchende oder wechselwillige Pflegekräfte und zugleich Pflegebedürftige bzw. deren Angehörige und Betreuer zu erreichen, ist kaum bis gar nicht möglich.
Vor diesem Hintergrund ist es weder sinnvoll noch wirtschaftlich vertretbar, Gruppen mit kontrastierenden Anforderungen einheitlich auf denselben Medien anzusprechen. Gerade diese branchenbekannte Tatsache birgt allerdings einen immensen Vorteil. Nämlich die Möglichkeit, Inhalte und Online-Werbung trotz – oder gerade wegen – der firmeneigenen Omni-Präsenz im Web zielgruppenkonform auszurollen.
Das Pflegepersonal hat üblicherweise eine Altersstruktur zwischen 20 und 40 Jahren. Exakt das ist die Altersgruppe, von der Facebook am häufigsten frequentiert wird. Facebook ist aufgrund höchst individualisiert ausspielbarer Inserate eine ideale Plattform, um zielgerichtet geeignetes Personal anzusprechen. Beispielsweise Instagram oder YouTube mit Influencer-Marketing sind eher bei jüngeren Menschen prominent, bieten sich insofern für das Social Media Recruiting von Auszubildenden an. Für die allgemeine Darstellung des Unternehmens im Netz, die sich mit entsprechendem Content an die Pflegepersonen mitsamt sozialem Umfeld richtet, kommen hauptsächlich die Website des Pflegeunternehmens mitsamt Blog sowie redaktionelle Artikel in einschlägigen On- und Offline-Magazinen infrage.
Zufriedenheitsfaktoren in den Fokus des Recruitings stellen
Abbilden müssen die Pflegeunternehmen in ihrer crossmedialen Onlinepräsenz ihre individuellen Vorzüge für die ArbeitnehmerInnen. Tatsache ist: In der allgemeinen öffentlichen Diskussion und der alltäglichen Arbeitsrealität sind die Jobs in der Pflege gegenwärtig nicht sonderlich attraktiv. Begonnen bei der kaum mehr leistbaren Arbeitsbelastung über das niedrige Lohnniveau bis hin zu Benefits wie dem privat nutzbaren Firmenwagen, der flexiblen Arbeitszeit oder der Unterstützung durch digitale "Instrumente" wie Firmen-Smartphones oder -Tablets. Glaubhaft darstellen müssen ambulante und stationäre Pflegeanbieter die Mitarbeiter-Vorzüge, diese ganz besonderen USPs, durch die Pflegekräfte sich angezogen, menschlich behandelt und wertgeschätzt fühlen.
Aktuelle und künftige Mitarbeiter aus dem Gesundheits- und Pflegesektor wünschen sich neben den Basisfaktoren Gehalt und machbarer Arbeitsbelastung unkompliziert wahrnehmbare Maßnahmen für die Work-Life-Balance, eine menschliche Führung und Unternehmenskultur, außerdem vom Arbeitgeber ermöglichte Weiterbildung und die Aussicht auf konkret absehbare Karrierechancen. Zudem große Bedeutung besitzen in diesen körperlich und psychisch belastenden Berufen die gesundheitsfördernden Maßnahmen für Mitarbeiter.
Die Arbeitgeber haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen immer mehr Aspekte um, die zu dieser Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Fakt aber bleibt, dass diese herausstechenden Merkmale innerhalb von Stellenausschreibungen – und über sämtliche Online-Präsenzen hinweg – ebenso kommuniziert und deutlich benannt werden müssen. Nie war das so einfach wie im Zeitalter der Digitalisierung. Zwingend wichtig jedoch ist es, dass es sich bei diesen benannten Attributen nicht um leere Worthülsen handelt. Andernfalls kündigt das wertvolle Gut der neuen Mitarbeiter bereits in der Probezeit. Das heißt, es geht um ein ganzheitliches Umdenken.
Arbeitsaufwand und personelle Ressourcen – Nachteil oder zwingende Verpflichtung?
Ein Nachteil beim E-Recruiting in der Pflege, so das denn überhaupt als solcher gewertet werden darf, ist die Notwendigkeit der medienübergreifenden, dauerhaft konsequenten und somit arbeitsintensiven Betreuung der bespielten Medien. Als Antwort auf das Statement der Digital-Branche "Eine schlechte Homepage ist schlimmer als keine Homepage" muss jedes Portal nachhaltig und immer wieder aktualisiert mit wissenswerten Inhalten befüllt werden. Aber ist der Negativ-Nimbus "Nachteil" in diesem Kontext wirklich stimmig? Vermutlich nicht.
Schließlich steht unter dem Strich nichts Anderes als die unternehmerische Verpflichtung, sich beim Thema der Personalgewinnung neu aufzustellen. In einem Personalmarkt, in dem sich Angebot und Nachfrage massiv zum Nachteil der Arbeitgeber verschoben haben, ist es unternehmerische Notwendigkeit, der Personalsuche weitaus mehr Aufmerksamkeit als in der Vergangenheit zukommen zu lassen. Die Frage ist also nicht "Ob überhaupt", sondern "Wie vernünftig".
Und "vernünftig" verlangt nun mal nach mehr personellem und zeitlichem Einsatz. Ausgesprochen wichtig, um in einem mittlerweile hart umkämpften Umfeld nicht von den Mitbewerbern geschluckt zu werden. Im Online-Marketing und -Recruiting an internen Mitarbeitern oder externen Agenturen zu sparen, von denen die Online-, E-Mail- als auch telefonische Kommunikation mit potenziellen Bewerbern so kompetent wie zeitnah durchgeführt wird, wäre definitiv der verkehrte Weg.
Übrigens: Ein digitaler Trend der Zukunft ist es, dass vermehrt Chat-Bots zum Einsatz kommen sollen. Dabei handelt es sich um Programme, die automatisiert die Kommunikation übernehmen, bekannt auch beispielsweise von Telekommunikationsfirmen oder eingesetzt von Krankenkassen. Wir können davon beim aktuellen Status nur abraten. Auf lange Sicht wird künstliche Intelligenz mit algorithmisch geführten Dialog- und Sprachassistenten auch aus dem Personal-Recruiting nicht mehr wegzudenken sein. Bislang sind diese Programme jedoch nicht ausgereift. Die User im Netz allerdings sind heutzutage aufgeklärt. Per Dato nicht perfektionierte Chat-Bots werden von den Nutzern nicht als hilfreich, stattdessen eher belästigend und als Instrument für das Einsparen personeller Ressourcen empfunden. Ein für Jobsuchende fragwürdiges Signal, das potenziell geeigneten Pflegekräften eine zwar innovative, aber wenig menschliche Unternehmenskultur suggeriert.
Fazit
Die ersten Impulse sind gesetzt, auf die Pflegeunternehmen bereits positive Rückmeldungen erhalten. Ausschlaggebend, damit es nicht bei zaghaften ersten Signalen bleibt, ist es die Unternehmensdarstellung kontinuierlich weiter zu optimieren. Strategisch müssen die unterschiedlichen Zielgruppen analytisch herausgearbeitet und mit jeweils individuellen Informationen bedient werden. Es gilt immer mehrere Strategien nebeneinander zu fahren und die übergreifend aufeinander abzustimmen. Die Aussagekraft der transparenten Darstellung von Vorzügen muss in der Arbeitsrealität auch wirklich umgesetzt werden.
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