Pflegepraxis
Psychologin empfiehlt Gespräche über den Ukraine-Krieg
Der Krieg in der Ukraine mit der Gefahr eines dritten Weltkriegs erschreckt und besorgt viele Menschen. Was können Pflegende tun, um Menschen mit dieser Angst in der häuslichen Situation zu begleiten? Die Psychologin Christine Sowinski gibt Antworten.

Ängste, die durch den Ukrainekrieg ausgelöst werden, sollten in der Pflege und Betreuung von älteren Menschen Raum finden und besprochen werden. Das fordert die Psychologin und Krankenschwester Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altenpflege (KDA) in Berlin. Die Auseinandersetzung mit Kriegserlebnissen gehörten im Bereich der Pflege ohnehin fest zum Alltag, schreibt Sowinski in der aktuellen Ausgabe von Häusliche Pflege. Das betreffe nicht nur Senioren, sondern zum Teil auch Pflegekräfte mit Migrationshintergrund, die vor Kriegen in ihren Heimatländern geflohen sind.
Sowinski empfiehlt, mit den nach oben gespülten Kriegsängsten offen umzugehen. Gerade Menschen mit Demenz merkten genau, wenn man sie anlüge. Auf keinen Fall sollten Pflegekräfte daher beschwichtigen. „Sprüche wie ‚Das wird schon wieder, machen Sie sich mal keine Sorgen‘ führen eher zum Gegenteil“, so Sowinski.
„Jedes ausgesprochene Gefühl verliert an negativer Kraft.“
Besser sei es, über die Weltlage ehrlich zu sprechen und dabei Hoffnung zu vermitteln. Egal ob es sich um eine unheilbare Krankheit oder eine scheinbar ausweglose Situation handle, „solange wir am Leben sind, gibt es immer Hoffnung“, schreibt die Psychologin. Darüber hinaus gelte: „Jedes ausgesprochene Gefühl verliert an negativer Kraft.“
Im Gespräch mit alten Menschen, die den Zweiten Weltkrieg als Kind oder Jugendlicher erlebt haben, könnten Pflegekräfte an deren Kompetenz anknüpfen. „Diese Menschen sind Überlebende und haben viel geleistet“, betont Sowinski. Pflegekräfte könnten sie beispielsweise fragen, wie sie den Krieg überstanden haben und wie es ihnen gelang, sich in dieser schwierigen Situation zu organisieren. „Wenn Menschen alt geworden sind, haben sie ja vieles richtig gemacht.“
Schwankende Gefühle gehörten in diesen Tagen dazu. In Krisen gebe es keine Kontrolle, die Situation lasse sich nicht beherrschen, schreibt Sowinski, die selbst pflegende Angehörige ist. Das aber sei auch eine Chance. „Was gestern ausweglos erschien, kann morgen schon anders erlebt werden.“
Lesen Sie den ganzen Beitrag in der aktuellen Ausgabe von Häusliche Pflege.
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