Pflegepraxis

ZQP bemängelt fehlende Präventionsinitiative gegen Gewalt

Ältere pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden nicht nur ausnahmsweise Opfer von Gewalt. Die neue Bundesregierung sollte das Phänomen ernst nehmen, denn es geht um den Schutz einer besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppe und menschenwürdige Pflege. Eine bundesweite Präventionsinitiative ist nötig, meint das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP).

Foto: Werner Krüper Entsprechende Präventionsbemühungen können nicht zuletzt die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern. Denn auch Pflegeprofis erleben nicht selten Gewalt im Beruf, meint das ZQP.

Wie häufig Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen genau vorkommt, ist nicht zu ermitteln. Wahr­scheinlich werden selbst viele schwerere Fälle in diesem Dunkelfeld nie bekannt. „Wir wissen allerdings aus der Forschung, dass Gewalt in der Pflege ein gravierendes Problem ist und vielerorts vorkommt – in der häuslichen Pflege wie auch im Pflegeheim. Es handelt sich dabei also nicht um eine seltene Randerscheinung“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP).

Aus Sicht des ZQP ist die Politik daher dringend gefordert. Die Stiftung empfiehlt, in der neuen Legisla­turperiode eine breite Gewaltpräventions-Allianz aus Zivilgesellschaft, staatlichen Organisationen und Fachgruppen ins Leben zu rufen. Suhr rät: „Wir brauchen eine bundesweite Initiative zum Gewalt­schutz im Kontext Pflegebedürftigkeit. So ein Agendaprozess sollte von den zuständigen Ministerien für die Themen Gesundheit, Senioren und Familie sowie Justiz übergreifend ausgelöst und dazu sollten Experten aus allen relevanten Bereichen versammelt werden.“ Ziel sei eine systematische Bestands­aufnahme, die Lebensbereiche, Handlungsfelder sowie bereits bestehende Ansätze analysiert und konkrete Umsetzungskonzepte für Präventionsmaßnahmen erarbeitet.

Eine zentrale Aufgabe der Gewaltpräventions-Allianz wäre, ein Konzept zu schaffen, wie die rund 15.400 Pflegeheime und 14.700 ambulanten Dienste in Deutschland eine solche Kultur entwi­ckeln, etablieren oder verstetigen können und sie praktisch dabei zu unterstützen.