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Ärger um fehlende Hitzeaktionspläne bei den Kommunen
Der Sozialverband Deutschland hat vor gesundheitlichen Gefahren wegen großer Hitze gewarnt. Schon vor drei Jahren habe die Konferenz der Gesundheitsminister darauf hingewiesen, dass Städte und Gemeinden Hitzeaktionspläne (HAP) entwickeln müssen, um Menschen zu schützen, sagte der niedersächsische Landesvorsitzende des Sozialverbands, Bernhard Sackarendt

In Niedersachsens Städten und Gemeinden gebe es jedoch bislang kaum entsprechende Planungen und Strategien. Das müsse sich dringend ändern. “Die Erstellung dieser Pläne muss endlich Fahrt aufnehmen. Das Wetter wartet nicht, bis wir so weit sind», sagte Sackarendt. «Wir müssen die Risiken für die Betroffenen unbedingt minimieren.” Es könne nicht sein, dass es in Niedersachsen noch keine fertigen Strategien gebe. Mehr als 4500 Menschen seien laut Robert Koch-Institut in Deutschland im vergangenen Jahr wegen großer Hitze gestorben.
Besonders gefährdet sind den Angaben zufolge ältere Menschen und Pflegebedürftige sowie Kinder und wohnungslose Personen. Auch Menschen mit geringem Einkommen litten häufiger unter der Hitze, weil sie oft in schlecht isolierten Wohnungen lebten.
“Hitzebedingte Todesfälle sind definitiv vermeidbar – wenn die Kommunen und das Land jetzt handeln”, betonte Sackarendt. Hitze in Innenräumen müsse durch bauliche Maßnahmen gesenkt und das medizinische Personal entsprechend weitergebildet werden. “Außerdem brauchen wir Maßnahmenpläne für Pflegeheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Schulen und Kitas”, forderte er.
In baden-Württemberg wird an Lösungen für HAPs gearbeitet. Bei der Erstellung und Umsetzung von HAP spielt der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) eine wesentliche Rolle. Aber wie kann der ÖGD am besten helfen? Diese Frage klärt das Verbundprojekt „Hitzeaktionsplan Öffentlicher Gesundheitsdienst Baden-Württemberg (HOT BW)“ des Landesgesundheitsamts, des Gesundheitsamts des Landkreises Esslingen und des Vereins „KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V.“.
„Aktuell sind wir in Deutschland nicht ausreichend auf die gesundheitlichen Gefahren durch Hitzewellen vorbereitet. Das Projekt HOT BW will zeigen, dass wir uns vor dieser Gefahr schützen können, wenn alle relevanten Akteure zusammenarbeiten und Hitzeschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird“, so Nathalie Nidens, die Projektleiterin seitens der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit.
HOT BW bindet daher alle relevanten Akteure auf Landes- und Landkreisebene von Anfang an ein und schafft Austausch- und Koordinationsstrukturen. Zusätzlich werden die rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen des ÖGD für die Umsetzung von Hitzeaktionsplänen in Baden-Württemberg bewertet. Die Ergebnisse und gewonnenen Erfahrungen fließen schließlich in konkrete Handlungsempfehlungen für den ÖGD auf Landes- und Landkreisebene ein. Auch in anderen Landkreisen und Bundesländern können die Ergebnisse zu einer Stärkung der Rolle des ÖGD im Bereich Hitzeschutz beitragen.
Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg koordiniert das Verbundprojekt HOT BW gemeinsam mit den Projektpartnern, dem Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert HOT BW für zwei Jahre im Rahmen des Schwerpunkts „Strukturelle Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)“.
Welche Brisanz das Thema hat, zeigt das Robert Koch-Institu in der Mortalitätsstatistik 2022 deutlich auf: “In den Sommermonaten führen hohe Außentemperaturen regelmäßig zu deutlich erhöhten Sterberaten, insbesondere in älteren Altersgruppen. Die Gründe für diese hitzebedingte Mortalität sind vielfältig und reichen von Todesfällen durch Hitzeschlag bis hin zu komplexeren Konstellationen, etwa bei Menschen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Der Sommer 2022 war der viertwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die im Epidemiologischen Bulletin 42/2022 veröffentlichte Analyse des Mortalitätsverlaufs über die Kalenderwochen 15 bis 36 ergibt eine hitzebedingte Übersterblichkeit von rund 4.500 Sterbefällen.”
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