Politik

Ambulant betreuten Wohngemeinschaften droht finanzielle Katastrophe

Im gesamtgesellschaftlichen Pflegesetting nehmen ambulant betreute Wohngemeinschaften eine Pionierrolle ein. Pflegeexperte Prof. Thomas Klie fordert im „Häusliche Pflege“-Interview allerdings deutlich mehr politische Unterstützung für das Konzept.

Bild: and.one - AdobeStock / Vincentz Network Prof. Klie: "Es muss darum gehen, regional Supportstrukturen aufzubauen, damit sich Bürgerinnen und Bürger ohne allzu großen Aufwand an der Verantwortungsteilung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften beteiligen können."

Prof. Thomas Klie ist ein Befürworter von betreuten Wohngemeinschaften – und zwar vor allem von solchen in geteilter Verantwortung, bei denen es den Beteiligten darum geht, Angehörigen, aber auch bürgerschaftlich engagierten Menschen Raum für Mitwirkung, Mitverantwortung und Mitgestaltung in den Wohngruppen zu geben. „Etwa 3.500 ambulant betreute Wohngemeinschaften gibt es in Deutschland“, erklärt der Experte in der aktuellen Ausgabe von „Häusliche Pflege“. Die meisten folgten allerdings nicht dem Prinzip der geteilten Verantwortung, sondern würden von ambulanten Diensten oder Trägern „betrieben“. Auch unter ihnen gebe es natürlich gute. „Sie stehen aber nicht für die Notwendigkeit einer neuen Vergesellschaftung von Sorge und Pflege vor Ort.“

Ambulant betreute Wohngemeinschaften in praktizierter geteilter Verantwortung seien hingegen „Pioniere einer neuen Pflegekultur“: Sie seien einerseits „ein Beitrag zur wohnortnahen Versorgung, in Quartieren und in Dörfern“ und andererseits „eine Innovationsfigur für neue Formen der Sorge, in denen sich An- und Zugehörige, Freunde, engagierte Bürger:innen, beruflich Tätige und Professionelle die Verantwortung für die Sorge teilen“.

„In besonderer Weise benachteiligt“

Was die Initiatoren von ambulant betreuten Wohngemeinschaften aktuell allerdings sehr beschäftig, seien die Kostensteigerungen – etwa bei den Nebenkosten: „Ambulant betreute Wohngemeinschaften profitieren nicht von den acht Milliarden Euro für die erhöhten Heiz- und Energiekosten. Sie profitieren auch nicht von der Begrenzung der Eigenanteile, die für stationäre Pflegeeinrichtungen gelten. Und die Bewohner:innen von ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben in der Regel länger als die Bewohner:innen von Pflegeheimen. So sind sie also in besonderer Weise benachteiligt, wenn ihre Eigenanteile, die sie in zum Teil vergleichbarer Höhe wie Heimbewohner:innen zu zahlen haben, nicht gedeckelt werden.“ Hier müsse etwas geschehen, damit die ambulant betreuten Wohngemeinschaften nicht zu „Verlierern der Pflegepolitik“ werden.

Lesen Sie das ganze Interview in der aktuellen Ausgabe von Häusliche Pflege.