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ASB Bayern warnt vor Systemkollaps: “Es herrscht Verzweiflung”

„Es herrscht Verzweiflung!“ So antwortet Markus Dinnebier auf die Frage, wie Menschen sich fühlen, die erfolglos einen Pflegedienst suchen. Dinnebier leitet den ambulanten Pflegedienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Allgäu und berichtet von vielen Anrufen und Absagen.

ASB Bayern sieht Pflegesystem vor Zusammenbruch
Foto: Timm Schamberger Der ASB betreibt in Bayern an zwölf Standorten ambulante Pflegedienste.

Im Vergleich zu den Anforderungen ist auf dem Arbeitsmarkt bereits seit langem viel zu wenig Pflegepersonal verfügbar“, sagt ASB-Landesgeschäftsführer Dr. Jarno Lang. „Demgegenüber steht aber eine wachsende Nachfrage nach professioneller Pflege, nach Hauswirtschaft und generell nach Begleitung oder Betreuung im Alter.“

Erschwerend käme hinzu, dass die Kosten stetig steigen, es aber keine ausreichende Refinanzierung gäbe; zudem seien die Träger immer neuen gesetzlichen Anforderungen ausgesetzt. Dr. Lang: „Diese Probleme betreffen die ambulante und die stationäre Pflege gleichermaßen. Es ist absehbar, dass das Pflegesystem aufgrund der beschriebenen Gründe nicht mehr lange zukunftstragend ist und daher vor dem Zusammenbruch steht. Die Rahmenbedingungen müssten sich dringend ändern.“

„In den letzten drei Jahren waren wir einige Male gezwungen, bestehende Versorgungsverträge zu kündigen“, sagt Markus Dinnebier. Mangels Personal habe man die Anzahl der Pflegetouren von 14 auf 8 reduzieren oder Touren entsprechend zusammenlegen müssen. „Das bedeutet, dass wir etwa 15 Prozent weniger Klientinnen und Klienten versorgen können als noch vor drei bis vier Jahren.“

Nach Ansicht von Reiner Walz habe der Gesetzgeber systembedingt viel zu lange und zu stark auf die pflegenden Angehörigen gesetzt.