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Caritas-Präsident bereut Tarifentscheidung
In außergewöhnlicher Deutlichkeit hat der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, eingeräumt, dass dem katholischen Verband durch die Ablehnung eines allgemeinverbindlichen Tarifvertrags für die Altenpflege Schaden entstanden ist.

Neher erklärte, die Entscheidung der Arbeitsrechtlichen Kommission (AKR) „schadet der Glaubwürdigkeit der Caritas und sie kommt zu Unzeiten für die katholische Kirche“. Der Beschluss verhindere „erstmal eine höhere Entlohnung von vielen Pflegekräften außerhalb der Caritas und das mitten in einer Pandemie, die diesen Menschen unheimlich viel abverlangt“.
Er hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht, sagte Neher, betonte aber zugleich, dass die mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern des Verbandes paritätisch besetzte Kommission in ihrer Entscheidungsfindung unabhängig und dies zu respektieren sei. Neher reagierte damit auf eine Stellungnahme von katholischen Sozialethikern und Theologen, die den Beschluss der Caritas-ARK kritisiert hatten und sie auffordern, ihre Entscheidung zu revidieren.
Die Arbeitsrechtliche Kommission der Caritas hatte es abgelehnt, dem Antrag auf eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Tarifvertrags Altenpflege zuzustimmen, der zwischen der Gewerkschaft ver.di und der Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP) ausgehandelt worden war. Ausschlaggebend war die Ablehnung der Arbeitgebervertreter in der Kommission. Da dem Verfahren beide kirchlichen Wohlfahrtsverbände, Caritas und Diakonie, zustimmen mussten, ist ein Flächentarif in der Pflege, für den sich auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) einsetzt, damit gescheitert. Die Diakonie hatte ihre Beschlussfassung einen Tag nach dem Veto der Caritas-ARK abgesagt.
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