Politik
Haushaltshilfen aus Osteuropa fehlen Impfungen
Der Berliner Integrationsforscher Niklas Harder vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hat eine bevorzugte Impfung auch für Pflegekräfte in Privathaushalten gefordert. Wolle man daheim lebende Senioren im Alter über 80 Jahren wirksam schützen, “müssen ihre regelmäßigen Kontaktpersonen geimpft werden, also auch ausländische Betreuerinnen”, sagte Harder dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass diese Hilfskräfte oft selbst schon zur Altersgruppe mit einem erhöhten Risiko gehörten, zeige, wie dringend diese Impfungen sind.

Bisher wird nur Pflegepersonal, das in Heimen und beiambulanten Diensten angestellt ist, bevorzugt mit höchster Priorität geimpft.Über das Problem hatte zuerst die in Berlin erscheinenden”tageszeitung” berichtet.
Schätzungen gehen laut Harder davon aus, dass etwa 70Prozent der pflegebedürftigen Menschen nicht in Heimen, sondern in den eigenenvier Wänden betreut werden. Sie werden in vielen Fällen von mindestens 100.000ausländischen Betreuerinnen gepflegt, oft stammen diese aus Osteuropa.”Wenn die größte Gefahr für immobile Hochbetagte von ihren direktenKontaktpersonen ausgeht, dann müssen auch ausländische Hilfskräfte schnellgeimpft werden”, argumentierte Harder.
Die Nachfrage nach privaten Haushaltshilfen sei laut denVermittlungsagenturen während der Pandemie noch gestiegen. Grund sei etwa derAufnahmestopp bei manchen Pflegeheimen gewesen. Andere hätten Angst, ihreAngehörigen nicht mehr besuchen zu können, wenn diese ins Heim kämen, sagte derIntegrationsforscher: “Manche Agenturen warben deshalb während derPandemie sogar im polnischen Fernsehen oder gewährten Sonderzahlungen, um neuePflegekräfte zu gewinnen.”
Harder verwies auf das Forschungsprojekt des DeZIM”Häusliche Pflege in Zeiten der Pandemie”. Dort wurden vor allemFrauen aus Polen genauer betrachtet, die hierzulande in Haushalten von Seniorenarbeiten. “Dabei haben wir festgestellt, dass dieses grenzüberschreitendeBetreuungssystem auch während der andauernden Pandemie weiter funktionierte.”Das gelte sogar für den Zeitraum, in dem die Grenzen zwischen Deutschland undPolen komplett geschlossen waren. (epd)
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