Management
Laut Studie erhalten Demenzkranke zu viele Psychopharmaka
Demenzkranke erhalten einer Studie zufolge in Pflegeheimen zu viele Medikamente, um ihr aggressives Verhalten zu minimieren oder sie zu beruhigen. Das geht aus einer Untersuchung der Universität Witten/Herdecke hervor, die im Rahmen des AOK-Pflegereports 2017 in Berlin vorgestellt wurde.

Beinahe jeder dritte Demenzkranke erhält demnach ein sogenanntes Neuroleptikum, das Wahnvorstellungen, Schizophrenie und aggressives Verhalten reduzieren soll. Jeder Fünfte bekommt Antidepressiva, rund zehn Prozent nehmen Beruhigungsmittel, die sehr stark müde machen, wie Petra Thürmann von der Universität Witten/Herdecke sagte. Von den 32 Prozent, die Neuroleptika einnehmen, erhalten mit 43 Prozent fast die Hälfte die Medikamente dauerhaft verordnet. 30 Prozent bekommen Antidepressiva in Dauermedikation. Das verstoße klar gegen die Pflegeleitlinien, kritisierte Thürmann.
Stärkeres Problembewusstsein angemahnt
Einer Umfrage unter 2.500 Pflegekräften zufolge halten 82 Prozent der Befragten diese Verordnungspraxis jedoch für angemessen, wie Antje Schwinger vom Wissenschaftlichen Institut der AOK sagte. Sie forderte ein stärkeres Problembewusstsein bei den Pflegemitarbeitern und mehr Verantwortung der Ärzte. Nicht-medikamentöse Behandlungen wie Musik-, Licht- oder Bewegungstherapien, die die kognitive Fähigkeiten der Demenzkranken stärkten, müssten ausgebaut und häufiger angewendet werden, forderte Schwinger.
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