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AWO will allgemeinverbindliche Tarifverträge

Die AWO fordert allgemeinverbindliche Tarifverträge für
die sozialen Berufe, um gute Arbeitsbedingungen für die
dort Beschäftigten zu schaffen, sagte
AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler anlässlich der
Vorstellung des "Aktionsprogramms zur Aufwertung
sozialer Berufe". Hintergrund ist ein Aktionsprogramm
vom Bundesfamilienministerium.

- AWO-Bundesvorsitzender Wolfgang StadlerFoto: AWO

Stadler sagte: "Die AWO begrüßt das Aktionsprogramm.
Denn soziale Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt
werden, sind trotz eines steigenden gesellschaftlichen
Bedarfs z. B. an Pflege- und Gesundheitsfachkräften
nach wie vor zu gering geschätzt und zu schlecht
bezahlt. Niedrige Löhne, mangelnde Aufstiegschancen und
fehlende gesellschaftliche Anerkennung machen diese
Berufe unattraktiver als zum Beispiel die technischen
Berufe. Das ist fatal, denn gerade in den sozialen
Berufen wie Pflege und Betreuung macht sich der
Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar. Deshalb gilt
es, diese Berufe aufzuwerten, um ihre Attraktivität zu
steigern. Das geht nur mit klaren Regelungen für den
gesamten Bereich der sozialen Arbeit. Die AWO fordert
deshalb allgemeinverbindliche Tarifverträge für die
sozialen Berufe, um gute Arbeitsbedingungen für die
dort Beschäftigten zu schaffen."

Die Forderung hat die AWO bereits 2012 formuliert. Bisher ohne Erfolg.

Zum Hintergrund:

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend, Dr. Katarina Barley und die Bundesministerin
für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles haben zusammen
mit der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz,
Malu Dreyer die Rheinhessen-Fachklinik, eine
Einrichtung des Landeskrankenhauses, in Mainz besucht.
Im Anschluss an Gespräche mit Beschäftigten des
Landeskrankenhauses haben sie gemeinsam ein
Aktionsprogramm zur Aufwertung der Sozial- und
Gesundheitsberufe vorgestellt, um eine höhere
gesellschaftliche Anerkennung sowie bessere Löhne in
Sozial- und Gesundheitsberufen zu erreichen.

Der vorgestellte Maßnahmenkatalog beinhaltet fünf
Bausteine: eine kostenfreie und vergütete Ausbildung,
bessere Löhne im Gesundheits- und Sozialwesen, bessere
und vielfältigere Entwicklungsperspektiven, eine
Stärkung der Arbeitszufriedenheit und die Vermeidung
von Berufsausstiegen sowie die nachhaltige Sicherung
und Weiterentwicklung der Fachkräftebasis.

Der Kostenwettbewerb in der Gesundheits- und
Sozialbranche führt seit Jahren zu sinkenden Löhnen.
Gleichzeitig sind die Arbeitsverhältnisse vielfach
körperlich und emotional belastend und durch
Schichtsysteme oder ungewollte Teilzeitbeschäftigung
geprägt. Bund und Länder, aber auch die Arbeitgeber
sind in der Verantwortung, gemeinsam für bessere
Arbeitsbedingungen, Ausbildungsvergütung,
Fortbildungsförderung und bessere Löhne zu sorgen. Dazu
gehören unter anderem bedarfsgerechte und gute
Kinderbetreuungsangebote und klare Vorgaben zur
besseren personellen Ausstattung in Krankenhäusern,
Kindertagesstätten und Altenheimen sowie
Schulgeldfreiheit.

Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley: "Die 5,5
Millionen Beschäftigten in den Sozial- und
Gesundheitsberufen haben ehrliche gesellschaftliche
Anerkennung und Wertschätzung verdient. Es kann nicht
sein, dass wir diesen Beschäftigten, die für unsere
Gesellschaft so wichtig sind, nur so wenig Anerkennung
– auch finanzieller Art – entgegenbringen.

Wir wollen, dass alle Auszubildenden der Sozial- und
Gesundheitsberufe eine Vergütung während ihrer
Ausbildung erhalten, wie es in anderen Branchen auch
üblich ist. Wir müssen aber auch die Attraktivität
dieser Berufe erhöhen. Das schaffen wir zum einen durch
bessere Arbeitsbedingungen, durch höhere
Personalschlüssel und berufliche
Entwicklungsmöglichkeiten. Nur so können wir im
europäischen Vergleich Schritt halten. Wir müssen
Interessierten einen Umstieg in die Branche leichter
machen oder auch einen Wiedereinstieg in das
Berufsleben ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk
möchte ich in einem ersten Schritt auf die Ausbildungs-
und Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher
legen."

Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles: "Arbeit mit
Menschen, Arbeit für Menschen – Arbeit muss zu
menschlichen und fairen Bedingungen geleistet werden.
Dazu gehört ganz zentral ein anständiger Lohn. Fast ein
Fünftel aller Beschäftigten arbeitet im Bereich soziale
Arbeit, Gesundheit, Pflege und Erziehung, davon sind 80
Prozent Frauen. Sie leisten harte Arbeit meist unter
großem Druck und oft zu niedrigen Löhnen. Ich habe
deshalb Gespräche mit Sozialpartnern und
Wohlfahrtsverbänden aufgenommen. Der Schlüssel liegt in
der Tarifpartnerschaft, denn es ist die Aufgabe der
Tarifpartner, die Löhne auszuhandeln. Ein bundesweit
geltender Tarifvertrag Soziales wäre der beste Weg, um
deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten in
dieser Branche zu erreichen."

Rheinland-Pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer:
"Vor zehn Jahren hat Rheinland-Pfalz schrittweise die
Gebühren für Kindertagesstätten abgeschafft. Damit sind
wir bundesweit Vorreiter bei der Gebührenfreiheit.
Gleichzeitig setzen wir auf Platzausbau und Qualität:
Im kürzlich erschienen Ländermonitoring Frühkindliche
Bildung der Bertelsmann Stiftung gehört Rheinland-Pfalz
bei dem Fachkraft-Kind-Schlüssel zu den
Spitzenreitern."

"Nach dem starken Ausbau der Kindertagesstätten in den
vergangenen Jahren geht es jetzt darum, die
Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen weiter
voranzutreiben. Gut ausgebildete Fachkräfte bilden
dabei die Grundlage für qualitativ wertvolle
pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten. In der
anstehenden rheinland-pfälzischen Novellierung des
Kindertagesstättengesetzes wird es deshalb auch um die
Qualitätssteigerung in den Einrichtungen gehen."

"Das Land und allen voran die Kommunen als Träger der
Einrichtung engagieren sich in hohem Maße finanziell
für den Ausbau und die Qualität der Kindertagesstätten.
Die Jugendminister und Jugendministerinnen der Länder
haben im Frühjahr gemeinsame Eckpunkte für mehr
Qualität beschlossen. Es ist begrüßenswert, wenn der
Bund diesen Weg gemeinsam mit Ländern und Kommunen
gehen will "