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„In 200.000 Haushalten arbeiten Pflegehilfskräfte“
Knapp jeder zehnte Haushalt mit Pflegebedürftigen in
Deutschland soll eine meist aus Osteuropa stammende
Hilfskraft beschäftigen. Minijobs und illegale
Beschäftigung seien für die Branche kennzeichnend.

Das behauptet die deutsch-polnische
Wissenschaftseinrichtung GPPLEN (German-Polish Centre
for Public Law and Environmental Network) der
Universitäten Cottbus und Breslau in einer am 7. August
in Berlin vorgestellten Studie. Das GGPLEN bezieht sich
hierbei auf eine Zahl aus einer von der
Hans-Böckler-Stiftung durchgeführten Studie. In dieser war jedoch von
2,08 Millionen Pflegehaushalten, von denen in 163.000
(8 Prozent) "osteuropäische Hilfskräfte" tätig sind,
die Rede.
Der Bedarf für solche Hilfskräfte sei vorhanden, der
Markt dafür bewege sich jedoch wegen fehlender gesetzlicher Regelungen in
einer Grauzone zwischen Legalität und Illegalität,
sagte Instituts-Direktor Lothar Knopp. Die Finanzierung
solcher Hilfskräfte durch Pflegebedürftige und ihre
Angehörigen müsse erleichtert werden. Dazu sollten
Pflegegeld und Steuerfreibeträge erhöht werden, sagte
Knopp. Die bisherigen Regelungen mit einem
Steuerfreibetrag von bis zu 20.000 Euro im Jahr für die
Beschäftigung von Hilfskräften in der häuslichen Pflege
seien unzureichend. Die tatsächlichen Kosten könnten so
nicht finanziert werden.
Laut einer weiteren in Düsseldorf veröffentlichten
Studie haben 14 Prozent der Beschäftigten in
Pflegeeinrichtungen einen Migrationshintergrund, im
ambulanten Sektor sind es elf Prozent. Bei den
Arbeitsbedingungen seien in Deutschland deutliche
Unterschiede zwischen Pflegekräften mit und ohne
Migrationshintergrund erkennbar, erklärte
Studienautorin Hildegard Theobald, deren Untersuchung
von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung
gefördert wurde.
Unbezahlte Überstunden machen demnach 41 Prozent der
Migranten und 18 Prozent der anderen Beschäftigten.
Noch schlechter sieht es bei den Ungelernten aus. Zudem
erfahren Migranten, die in der Pflege arbeiten, wenig
Wertschätzung. Von ausländerfeindlichen Kommentaren
sind laut Studie 15 Prozent betroffen.
Wie die Unteruschung weiter ergab, klagen Pflegekräfte
in Schweden und Japan wie ihre Kollegen in Deutschland
über Zeitdruck, Erschöpfung und prekäre
Arbeitsverhältnisse. Allerdings laufe in Schweden
manches besser, hieß es. Das skandinavische Land tue
sich immerhin durch eine umfassende
Qualifizierungsstrategie für die Beschäftigten hervor,
erklärte die Sozialwissenschaftlerin Theobald von der
Universität Vechta. Deutschland verfüge über ein
relativ hohes Qualifikationsniveau in der ambulanten
Pflege, die stationären Einrichtungen stünden in dieser
Hinsicht allerdings relativ schlecht da. Theobald
sprach sich daher für mehr berufsbegleitende Angebote
aus.
Prekäre Beschäftigungsformen wie Minijobs und
stundenweise Beschäftigung machen der Untersuchung
zufolge im ambulanten Sektor in Deutschland etwa ein
Fünftel der Beschäftigungsverhältnisse aus, vor allem
Helfer und Ungelernte sind davon betroffen. In Schweden
schwankt der Anteil zwischen 15 Prozent bei den
öffentlichen Dienstleistern und 34 Prozent bei den
privaten Konkurrenten. Für die Studie wurden Daten aus
den Jahren 2005 bis 2012 erfasst, die sich auf
insgesamt 2.500 Beschäftigte beziehen.
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