Finanzierung
Leasing: Ist das Rundum-sorglos-Paket noch zeitgemäß?
Viele Unternehmen leasen ihre Fahrzeuge, oft inklusive Servicevertrag. Anscheinend ein Rundum-sorglos-Paket. Doch ist das noch zeitgemäß?

Gerade Pflegeunternehmen wählen oft diese Lösung für ihre Fuhrparks, weil sie einfach und bequem ist. Man least die Fahrzeuge beim Händler des Vertrauens, hat weder mit Kauf, Service noch mit Verkauf großen Aufwand. Die Fahrzeuge werden nach Nutzung beim Händler abgestellt und die Neuen übernommen. Eigentlich perfekt. Doch die Zeiten ändern sich gerade gravierend. Fahrzeuge sind Mangelware, Leasingraten steigen beim Austausch z. T. auf das Doppelte für das identische Fahrzeug. Es geht bei manchen Herstellern soweit, dass Fahrzeuge für gewerbliche Kunden mit Rabattvereinbarungen gesperrt und aufgrund höherer Gewinne an private Kunden verkauft werden. Ergebnis sind noch längere Lieferzeiten und weiter steigende Kosten. Deshalb sollte man als Pflegeunternehmen das abhängig machende Finanzierungsmodell Leasing gründlich überdenken und Vor- bzw. Nachteile abwägen.
Leasing wurde erfunden, um Kunden abhängiger zu machen und an zwei Dinge zu gewöhnen. Erstens will man, dass Kunden ihre Fahrzeuge regelmäßig tauschen, um den Neufahrzeugkauf anzukurbeln. Gewerbliche Kunden, die ihre Fahrzeuge kaufen, halten diese vier bis sechs Jahre. Ein Leasingvertrag geht selten länger als 36 Monate.
Damit verkauft das Autohaus an denselben Kunden fast doppelt so viele Fahrzeuge. Als zweites will man Kunden bei der Marke halten. Einen Wechsel zu einer anderen Marke spürt man schnell an der Inflexibilität der Händler, z.B. wenn man sein Leasingfahrzeug aufgrund längerer Lieferzeit des neuen Fahrzeugs weiter nutzen möchte oder bei der Rücknahmebewertung von Schäden. Speziell bei Pflegefahrzeugen, die oft nicht wirklich pfleglich behandelt werden, kann das zum Schluss die zuvor günstige Leasingkalkulation sprengen.
Wer sich in diesem wichtigen Kostenpunkt mehr Freiheit wünscht, sollte sich mit dem Fahrzeugkauf bzw. der Finanzierung beschäftigen. Vorteil ist, dass die Abschreibung im eigenen Unternehmen bleibt und man mit diesen Fahrzeugen völlig frei agieren kann. Man ist nicht an Rückgabetermine gebunden und muss sich nicht mit neuen Fahrzeugen, Tausch und Rückgabe beschäftigen, während die bisherigen Fahrzeuge noch problemlos laufen. Man spart die zum Teil teuren Rücknahmekosten von überbewerteten Schäden.
Auch hier sind die Autohäuser oft penibel geworden und verrechnen jeden kleinen Kratzer zu teuren Karosseriestundensätzen von bis zu 195,- Euro pro Stunde. Völlig unangemessen, wenn man vergleicht, was für eine Stunde Pflege von Menschen abgerechnet werden darf. Interessant sind Anschaffung und Verkauf von Pflegefahrzeugen nach dem Einsatz im europäischen Ausland.
Einkaufspreise sind dort deutlich günstiger und Verkaufspreise liegen merklich höher, da die Anforderungen an den Fahrzeugzustand nicht so hoch sind. All dies lässt sich mittlerweile online über professionelle Dienstleister abwickeln, so dass man selbst weder Aufwand noch Risiken tragen muss.
Der Autor Jürgen Ohr ist Leiter TRIAS Business Solutions und Initiator des Portals www.meinfuhrpark.de.
Weitere Informationen finden Sie im Special Fokus Fuhrpark & Mobilität.
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