Finanzierung

Lohnt sich der Ein- und Verkauf in der EU?

Durch die hohe Belastung gehen Pflegedienst-Fahrzeuge nach der Laufzeit meist ins Ausland. Das kann sich der Pflegedienst zunutze machen.

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Foto: AdobeStock/SecondSide Warum teure deutsche Preise beim Einkauf bezahlen, wenn die Fahrzeuge nach den Pflegedienstjahren ohnehin ins Ausland gehen, fragt Jürgen Ohr.

Dass Pflegedienstfahrzeuge meist nicht pfleglich behandelt werden, ist eine Binsenweisheit. Tagtäglich werden zumeist von unterschiedlichen Personen Touren gefahren. Zeitdruck und Alltagsbelastung nehmen die Konzentration von der Straße. Das Ergebnis sind kaputte Reifen, Parkrempler, verstellte Fahrwerke und manchmal auch größere Schäden. Die hohe Anzahl an Kaltstarts und Kurzstreckenbetrieb hinterlassen zusätzlich noch Spuren in der Fahrzeugtechnik.

Sicher ist, dass ein Fahrzeug, das mehrere Jahre in einem ambulanten Pflegebetrieb im Einsatz war, aus Gewährleistungsgründen nicht mehr in Deutschland zugelassen wird. Aufkäufer nehmen die Fahrzeuge zu geringen Einkaufspreisen entweder dem Pflegeunternehmen direkt oder dem Autohaus ab und verkaufen diese an weitere Zwischenhändler für die jeweiligen Abnahmeländer. Bis diese Fahrzeuge dann bei ihrem nächsten Nutzer sind, verdienen drei bis vier Handelsstufen Geld.

Wer seinen Fuhrpark professionell führt, vermarktet seine Fahrzeuge genau deswegen über internationale Auktionen. Bei diesen Auktionen (z.B. Autobid) sind tausende lizenzierte Autohändler aus diversen Ländern Europas registriert, die sich gegenseitig im Preis überbieten. Sollte sich in einer Auktion doch keine Dynamik entwickeln, ist der Verkauf durch einen Mindestpreis abgesichert. Die Logistik vom Pflegedienstgelände bis in das jeweilige Käuferland übernimmt die Auktionsfirma.

Das Ergebnis: schnelle, absolut risikofreie Vermarktung, keinerlei Aufwand, revisionssichere Rechnung an ein deutsches Unternehmen – und das Beste: der Höchstpreis Europas für seine Fahrzeuge. Nicht selten erwirken die Verkäufer 2000-3000 Euro mehr für ihre Fahrzeuge als vergleichsweise die Inzahlungsgabe beim örtlichen Händler oder bei einem reisenden Aufkäufer.

Mit den andauernden Lieferschwierigkeiten der Hersteller ist zudem die Nachfrage im Gebrauchtwagenmarkt deutlich gestiegen und erhöht die Gewinnmargen in der Auktion noch mehr. Wer das Thema Internationalität im Fahrzeughandel für sich entdeckt, kann sich dann auch gleich die Fahrzeuge online im Ausland bestellen. Warum teure deutsche Preise beim Einkauf bezahlen, wenn die Fahrzeuge nach den Pflegedienstjahren ohnehin ins Ausland gehen. Hier sind Preisunterschiede von 25-35 Prozent zu erwirken.

Die einzige Hürde, die manche dabei sehen, ist der Service, den man vermeintlich nicht mehr von seinem örtlichen Autohaus bekommt, wenn man EU-Fahrzeuge einsetzt. Aber da kann man beruhigt sein. Erstens sind die Markenhändler verpflichtet, auch für diese Fahrzeuge die Garantieleistungen zu erbringen. Zweitens verdienen die meisten Autohändler nur noch in der Werkstatt das Geld, sodass sie um jedes Fahrzeug froh sind, auch wenn es nicht von ihnen verkauft wurde.

Sollte sich der örtliche Händler trotzdem verschließen, kann man mit seinem Pflegefuhrpark zu freien Meisterwerkstattketten wechseln, wie beispielsweise die Driver-Center (Pirelli). Diese bieten mittlerweile Wartungs- und Serviceverträge auch für gewerbliche Flotten an und führen die Arbeiten garantieerhaltend durch.

Praxistipp

  • Inzahlungsgabe im Autohaus oder Verkauf an Aufkäufer bringt schlechte Verkaufspreise.
  • Internationale Online-Auktionen für Gebrauchtfahrzeuge bieten risikolose, schnelle Vermarktung. Verkaufspreise dort deutlich höher. Keine Seltenheit: 2.000-3.000 € mehr für das Auto.
  • Einkauf von Fahrzeugen im EU-Bereich bringt Einsparungsmöglichkeit von 25-35 Prozent.

Autor Jürgen Ohr ist Leiter TRIAS Business Solutions und Initiator des Portals www.meinfuhrpark.de

Weitere Fuhrparkthemen finden Sie auch im Themenspezial Fokus Fuhrpark und Mobilität.