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Nachwuchssicherung in der Altenpflege – wie geht das?

+++ Zeitgemäßes Azubi-Marketing in der Pflegebranche

Soll sich Personalnotstand in der Pflegebranche mittel- bis langfristig entspannen, ist das nur mit ausgebildeten Nachwuchskräften umsetzbar. Der muss gefunden und für das Berufsbild motiviert werden. Allerdings steht die Altenpflege beim Azubi-Marketing im Vergleich mit Kliniken, die – vom Bund finanziert – besser bezahlen können, vor einer kuriosen Konkurrenzsituation. Umso wichtiger ist es, für die attraktive Außendarstellung des Unternehmens auf die Chancen der Digitalisierung zu setzen.

- Giovanni Bruno ist Online-Unternehmer, Berater für digitale Kommunikation und CEO der fokus digital GmbH

Pflegeberufe-Gesetz: Nächster Stolperstein für die Altenpflege?

Gerade werden in der Altenpflege die Notwendigkeiten des digitalen Zeitalters erkannt, schon droht der nächste Stolperstein: Ab dem kommenden Jahr wird sich die Pflegeausbildung massiv ändern. Die bislang im Altenpflegegesetz und im Krankenpflegegesetz getrennt geregelten Pflegeausbildungen werden in einem neuen "Pflegeberufe-Gesetz" zusammengeführt.

Vorbildlich: So muss künftig kein Schulgeld mehr gezahlt werden. Die Auszubildenden erhalten eine angemessene Ausbildungsvergütung. Viele weitere Punkte sollen den Grundstein für eine qualitativ hochwertige Pflegeausbildung legen.Vollends umgesetzt wird die neue Regelung ab 2020. Grundsätzlich gut durchdacht, sinnvoll und mit vielen positiven Ansätzen bestückt. Wenn daraus nicht ein weiteres Dilemma für die Altenpflege resultieren würde. 

Problematik: Altenpflege versus Kliniken 

Durch die Zusammenlegung der Ausbildungszweige findet der Unterricht zwei Jahre lang berufsübergreifend generalisiert statt. Danach können die Azubis sich für eine Spezialisierung entscheiden. Tatsache bleibt, dass Unternehmen aus der Altenpflege im Wettrennen um Auszubildende per se weniger konkurrenzfähig sind, zumal Kliniken aufgrund der öffentlichen Finanzierung bessere Gehälter zu zahlen imstande sind. Ein faktisches Ungleichgewicht, das ein Pflegeunternehmen aus der freien Wirtschaft erstmal stemmen und mit einem erstrebenswerten Ausbildungs- und Arbeitsumfeld ausgleichen muss.

Allgemein erwartet werden vor diesem Hintergrund sehr viel weniger Azubis in der Altenpflege. Höchste Zeit, das Image der Pflegebranche jetzt komplett anzufassen und zeitgemäß aufzupolieren. Schließlich ergibt sich die Attraktivität von Berufsbild und Ausbildungsbetrieb nicht ausschließlich aus der Lohntüte. Die Digitalisierung bietet sämtliche Möglichkeiten, Unternehmen aus der Pflegebranche beim Azubi-Marketing zu unterstützen. 

Mit den Augen der kommenden Generation sehen

Sind sämtliche Möglichkeiten bei der Suche nach Auszubildenden längst ausgeschöpft; ist nicht alles Erdenkliche bereits probiert worden? Klares Statement: Nein, nicht mal ansatzweise. In unserer sich schnell ändernden Gesellschaft brauchen wir Nachwuchs mit Überzeugung, Tatendrang und Begeisterungsfähigkeit. Und der ist auch reichlich vorhanden.

Im Umkehrschluss heißt das allerdings, dass die Pflegeunternehmen sich gleichermaßen überzeugungsfähig und begeisterungswürdig darstellen müssen. Die "Gegenseite" erwartet das. Bei der aktuellen Generation der Auszubildenden handelt es sich nicht mehr um Bittsteller. Ganz im Gegenteil. Es sind reflektierte und reflektierende Menschen. So sollte und soll es sein.

Azubis dort ansprechen, wo sie sich am häufigsten informieren: Social Media & Co.

Die begeisterungswürdige Darstellung kann nur dann funktionieren, wenn man die Wünsche der Schüler und potenziellen Azubis zur eigenen Maxime beim Azubi-Marketing macht. Die jungen Menschen müssen dort erreicht werden, wo sie sich am häufigsten informieren und austauschen. Das ist in unserem technologischen Zeitalter das Internet, insbesondere über die mobilen Endgeräte wie Smartphones. Die meisten Suchanfragen bei den Online-Giganten wie Google stammen mittlerweile von mobilen Geräten – erst recht bei der Altersgruppe der unter 20-Jährigen.

Zwangsläufig bedeutet das: Der eigentliche Markt für das Azubi-Marketing ist digital. Um dort auf das Interesse von Schülern zu treffen, die vor der Entscheidung für eine Ausbildung stehen, müssen Unternehmen aus der Altenpflege im Internet bestens aufgestellt sein und bei idealer Sichtbarkeit ihre Vorzüge glaubhaft betonen. Online müssen sämtliche denkbaren Portale mit zielgruppenrelevanten Themen bespielt werden. Strukturiert, informativ und mit einer Ausdrucksweise, die den Nerv der Ausbildungsplatz-Suchenden trifft, ohne sich anzubiedern.

Azubi-Marketing aktuell: Eine Aufgabe für Online-Profis

Das ist sicherlich keine besonders einfache Aufgabe und lässt sich nicht neben dem üblichen Arbeitsalltag erledigen. Immerhin ist es höchst wichtig, die eigene Online-Präsenz auf dem Blog, der Facebook- und Instagram-Seite, auch bei Twitter und in den Job-Portalen konsequent zu pflegen und zu aktualisieren. Auf Fragen und Kommentare muss schnellmöglich reagiert werden. Das ist eine Aufgabe für kompetente Spezialisten im Online-Marketing, die sich einerseits mit sämtlichen Facetten des Azubi-Recruitings bestens auskennen und andererseits die notwendigen Ressourcen dafür einplanen.

Zwingend wichtig ist ein auf analytischer Basis aufgestellter Redaktionsplan. Der muss sich speziell mit den Themen beschäftigen, die für die Zielgruppe der Schüler interessant sind. Doch welche sind das? Stellen wir uns gemeinsam die Frage, welches die Gründe dafür sind, dass junge Menschen ihre Zukunft in einem Pflegeberuf sehen. Was erwarten die Auszubildenden, was wünschen sie sich?

Ausbildung in der Altenpflege: Empathie besitzen, ausstrahlen und fördern

Vermutlich ganz am Anfang der Entscheidung für eine Ausbildung in der Altenpflege stehen die soziale Kompetenz und die Empathie für die Pflegebedürftigen. Ohne diese charakterliche Facette wäre der Beruf selbst bei eng getakteter Supervision kaum bis gar nicht durchführbar. Es geht um ein Gefühl, um die harmonische, moralische und hilfsbereite Grundeinstellung, die Würde des Menschen im Alter zu bewahren.

Diesem von den Auszubildenden geforderten Leitbild, diesen Wertevorstellungen muss das Unternehmen entsprechen und das auch frei von desillusionierenden Worthülsen kommunizieren. Es gilt, Vertrauen zu schaffen, Vertrauen darin, dass der Ausbildungsbetrieb die selbsterklärten Werte und den menschlich-humanistischen Umgang mit den Pflegebedürftigen im Arbeitsalltag lebt.

Der Ausbildungsbetrieb kann sich zum Beispiel auf der Facebook-Seite in einen Chat mit der Community begeben, sogar "Sprechstunden" anbieten, in denen sowohl individuelle Fragen beantwortet oder allgemeine Themen diskutiert werden. Die Interaktion schafft Vertrauen und ebnet den Weg zum möglichen neuen Azubi. Wer offen, ehrlich und authentisch überzeugt, bleibt positiv im Gespräch. Die interaktiven Kontakte werden dadurch potenziert und können schnell in Bewerbungen münden.

Recruiting-Argument der Pflegebranche schlechthin: Zukunftssicherheit 

Schüler haben bei ihrer Berufswahl ein selbstverständliches Bedürfnis nach Zukunftssicherheit. Kein Mensch absolviert freiwillig eine Ausbildung für einen sich selbst wegrationalisierenden Beruf. Exakt an dieser Stelle haben die Pflegeberufe die Nase ganz weit vorn. Schließlich wird bereits aktuell händeringend nach Fachpersonal gesucht. Prognosen belegen, dass der Bedarf an Altenpflegerinnen und -pflegern in den nächsten Jahrzehnten immens zunehmen wird. Arbeit wird also reichlich vorhanden sein.

Jedoch geht es nicht einzig um die Quantität der Arbeit, sondern gleichermaßen um die Qualität. Bewusst machen müssen sich Entscheider und Recruiter, dass die Generation der künftigen Auszubildenden mit der Elektronik vom Smartphone bis zum Laptop oder Tablet aufgewachsen ist. Ein entsprechend modernes Ausbildungs- und Arbeitsplatzumfeld erwarten diese jungen Menschen.

Ist die Digitalisierung im Klassenzimmer angekommen? Wird sie in den Ausbildungsbetrieben gepflegt, beispielsweise mit der digitalen Patientenakte über mobile Endgeräte? Auch das konkurrenzfähige Öffnen des Ausbildungsbetriebes für innovative Technologien gibt dem Nachwuchs ein Gefühl von Zukunftssicherheit. Und auch das gehört in die sichtbare (!) Öffentlichkeit.

Fähigkeiten und Kompetenzen fördern

Die Kids bzw. jungen Erwachsenen sind aufgeklärter denn je zuvor. Ihr Eigenanspruch ist es, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und wirklich etwas zu lernen. Das beginnt bei den rudimentären Tätigkeiten, z.B. dem Messen von Blutzucker und Blutdruck, der Thrombose-Prophylaxe und mehr. Dann aber auch die medizinisch und menschlich sensibleren Themen: Wie entsteht Diabetes und wie wird die Erkrankung behandelt? Was bedeutet Demenz und wie können Betroffene und Pflegekräfte mit der schleichend fortschreitenden Entwicklung umgehen? Für gestandene Pflegekräfte sind diese Aspekte selbstverständliche Basics. Für diejenigen, die noch überlegen, ob sie sich für diese Ausbildung entscheiden, jedoch nicht. 

Ein optimaler Ansatz dafür, interessierte Jugendliche zu einem Kennenlerntag einzuladen und ihnen einen wirklich authentischen Eindruck des Arbeitsalltags zu vermitteln. Aber wie und wo soll das Pflegeunternehmen die möglichen Interessenten ansprechen? Die Online-Welt macht’s möglich. Auf den sozialen Medien wie Facebook, Instagram & Co. können heutzutage Inhalte zielgruppengerecht mit geringsten Streuverlusten ausgerollt werden. Auf Basis der eingegebenen Parameter wird die Zielgruppe für eine Werbeschaltung – hier vielleicht die Einladung zu einem Schnuppertag – nach Alter, Vorbildung oder regionalem Umkreis definiert. 

Kooperation von Ausbildungsbetrieb, Fachschulen und Fachverbänden 

Ebenfalls vertrauensbildend ist es, wenn der Ausbildungsbetrieb mit Schulen und Fachverbänden kooperiert (und das selbstverständlich auch auf der eigenen crossmedialen Darstellung betont). Das Resultat ist ein Konglomerat aus Fachkompetenz, Fachwissen und Menschlichkeit. Die Kids empfinden das als einen starken und bestens aufgestellten Ausbildungsbetrieb, der sich während der Ausbildung um ihre Fragen und Sorgen kümmern wird.

Die junge Generation hat berechtigterweise ihre eigenen Ansichten und Vorstellungen von ihrem künftigen Arbeitsleben, inklusive der damit verbundenen persönlichen Lebensumstände. Der künftige Lehrbetrieb muss online abbilden, dass er sich damit auseinandergesetzt hat. Ideal dann, wenn der Ausbildungsbetrieb und die potenziellen Azubis in ihren Vorstellungen deckungsgleich sind. Leistungsfähige Online-Marketing-Agenturen verfügen übrigens über Tools, mit denen sich die Interessen der jeweiligen Zielgruppen – in diesem Fall die Azubis in der Altenpflege – analysieren und definieren lassen.

Fazit:Schon gestern die Weichen für morgen stellen

Bereits an den allgemeinbildenden Schulen werden Arbeitsgemeinschaften ins Leben gerufen, bei denen Fachkräfte – oder Auszubildende – aus der Alten- oder Krankenpflege von ihrem Arbeitsalltag berichten. Gestützt wird das durch ein Netzwerk von Pflegeunternehmen, karitativen Organisationen und weiteren Entitäten. Das Resultat: Die Kids kommen bereits vor ihrer Ausbildungsentscheidung mit den sozialen Berufen unmittelbar in Berührung.    

Die Zeiten, in denen Arbeitgeber sich zwischen einer Vielzahl von Bewerbern entscheiden konnten, sind vorbei. Es herrscht ein nicht mehr zu übersehender Fachkräftemangel; branchenübergreifend werden etliche Ausbildungsplätze nicht besetzt. Die simple Anforderung für Unternehmen aus der Pflegebranche: Sie müssen selbstgesteckte Visionen zur gelebten Realität werden lassen. Und zwar schnell. Online-Marketer können helfen, Unternehmen als Ausbildungsbetrieb intern und in der Außendarstellung für die Jugendlichen attraktiv zu gestalten.