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Pflegekräften droht Abschiebung

Pflegekräfte werden händeringend gesucht. Während die deutsche Regierung in Mexiko und den Philippinen Pflegepersonal anwirbt, droht Fachkräften hierzulande die Abschiebung. Häusliche Pflege berichtet jetzt über zwei Fälle, stellvertretend für zahllose weitere Schicksale. Dies ist nicht nur menschlich verheerend, sondern verstärkt den dramatischen Fachkräftemangel weiter.

Interkultureller Sozialdienst Hannover
Foto: Sonja Thielemann „In wenigen Jahren werden 500.000 Pflegekräfte fehlen“, warnt Jasmin Arbabian-Vogel, Pflegeunternehmerin und Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen.

Die Häusliche Pflege (3/2021) schildert die Fälle zweier Pflegerinnen aus Hannover – beide bestens integriert und ausgebildet – denen die Abschiebung droht und zeigt, wie zermürbend es ist, dagegen vorzugehen.

Im begleitenden Interview betont Jasmin Arbabian-Vogel, Pflegeunternehmerin und Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, dass die Schicksale der beiden Pflegerinnen keine Einzelfälle sind. „Kurioserweise reden wir hier über einen Job oder ein Berufsfeld, das zu einem absoluten Mangelbereich gehört. Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass mitten in einer Pandemie die Behörden, egal in welchem Bundesland, Mitarbeitende aus dem Pflegebereich abschieben. Auf der einen Seite holen wir Menschen, die nie in Deutschland waren und die Sprache nicht sprechen, auch unter einem enormen finanziellen Aufwand. Während wir hier Menschen haben, die integriert sind, die Sprache sprechen, die Ausbildung hier gemacht haben.“

Hinzu kommen weitere Absurditäten: Von den 13.000 Stellen, die Jens Spahn zu Beginn 2019 versprochen hat, seien bis Anfang des Jahres nur 2.400 Stellen besetzt worden, so die Unternehmerin weiter. „Derzeit fehlen mindestens 40.000 Stellen, und das ist schön gerechnet. Wir reden über Vollzeitstellen. Analysten sind der Meinung, es fehlen derzeit 100.000 Stellen. Die Prognosen für 2030 besagen, dass wir dann etwa 500.000 offene Stellen in der Pflege haben werden. Wir müssen langsam mal akzeptieren, dass wir ohne Zuwanderung in diesem Land erhebliche Probleme bekommen. Übrigens nicht nur in der Pflege.

Der Bund muss dringend die Zuwanderungsgesetze anpassen, damit langjährige MigrantInnen, die hier arbeiten und integriert sind, sicher in Deutschland bleiben können. In der Verantwortung sieht sie auch die Verwaltungen. „Wenn sich die Behörde an einem Stempel stößt bei jemandem, der seit 30 Jahren hier lebt, da hat sie an der Stelle schlicht und ergreifend einen Spielraum. Wir tun gut daran, wenn die Politik wahrnimmt, dass es viel mehr Sinn macht, nicht nur eine Willkommenskultur zu verbalisieren, sondern auch zu leben. Wenn die Behörden beim Thema Einbürgerung viel unbürokratischer agieren und Menschen einbürgern, weil sie fürs Land wichtig sind. Das geht nur, indem ihr Aufenthalt hier legalisiert wird. Da haben Politik und Behörden enormen Spielraum, den sie nutzen müssen.“

Den ganzen Artikel und das Interview erhalten Sie hier zum Download