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TI-Anwendungen im Überblick. „Was ist z.B. …KIM?“

Eine Vielzahl verschiedener Dienste und Anwendungen, die mit Kürzeln wie z.B. „KIM“, „VSDM“ oder „eMP“ versehen sind, stehen für die Telematikinfrastruktur. Sie werden derzeit erprobt und schrittweise eingeführt. Hier lesen Sie, was sich hinter den Abkürzungen verbirgt.

Foto: Gematik Die Telematikinfrastruktur (TI) soll die zentrale Plattform für verschiedene Gesundheitsanwendungen in Deutschland werden.

„Die Telematikinfrastruktur ist die Plattform für Gesundheitsanwendungen in Deutschland. Millionen Versicherte profitieren durch die digitalen Anwendungen der TI von einer verbesserten medizinischen Versorgung“, fasst die „gematik“ als zuständige „Nationale Agentur für Digitale Medizin“ auf ihrer Homepage die Zielsetzung von TI zusammen. Diese Infrastruktur auszubauen und zu modernisieren, ist Aufgabe der gematik. Sie definiert hierzu verbindliche Standards für Dienste, Komponenten und Anwendungen und setzt diese durch.

Auf Anfrage von „Häusliche Pflege“ zum Status quo der TI-Einbindung von Pflegeeinrichtungen verweist Lars Gottwald, Leiter Business Teams bei der gematik, auf den schrittweisen Prozess, der hierzu durchlaufen werden müsse. „Wir stehen am Beginn, damit auch die bundesweit ca. 30.000 Pflegeeinrichtungen die Telematikinfrastruktur künftig nutzen können. Auf gematik.de stellen wir u. a. eine Checkliste bereit.“

Die sichere digitale Kommunikation mit anderen Versorgungsbereichen werde „ein großes Plus im Alltag“ bringen, ist er überzeugt. „Mit KIM lässt sich etwa der aktuelle Medikationsplan von der Praxis zur Pflegeeinrichtung per E-Mail übermitteln oder ein Wundbericht an die Arztpraxis. Erste Hersteller haben KIM erfolgreich in die Pflegesoftware integriert.“ Und er verweist auf den „TI-Messenger“. Über diesen Dienst würden sich Pflegekräfte künftig rasch mit der Arztpraxis oder dem Krankenhaus austauschen können, z. B. im Rahmen von Telemedizin. „Damit entfallen stressige Besuchstermine für die Pflegebedürftigen. Erste TI-Messenger-Lösungen werden für Mitte 2023 erwartet. Schritt für Schritt kommt so die digitale Vernetzung in die Pflege“, sagt Gottwald.

Zusammen mit der vom gematik-Experten genannten Anwendungen kennzeichnen die Telematikinfrastruktur u.a. die folgenden Dienste und Anwendungen:

Versichertenstammdaten-Management, VSDM  (seit 2019)

Das VSDM war die erste verfügbare Fachanwendung der Telematikinfrastruktur und wurde seither in mehreren Stufen weiterentwickelt. Die Stammdaten (VSD) der Versicherten sind auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeichert. Das mittlerweile etablierte Verfahren dient dazu, die auf der eGK gespeicherten Daten der gesetzlich Krankenversicherten in medizinischen Einrichtungen abzurufen. Zu diesem Zweck müsse die Einrichtung die eGK ins eHealth-Kartenterminal stecken“, beschreibt die gematik das Vorgehen in ihrem Online-Fachportal und führt aus: „Der Datenabgleich erfolgt umgehend: Der Konnektor fragt über die TI beim Versichertenstammdatendienst der Krankenkasse an, ob eine gültige eGK vorliegt. Ist dies der Fall, überprüft der Versichertenstammdatendienst, ob die Daten auf der eGK noch aktuell sind.“

Elektronisches Notfalldaten-Management, NFDM (seit 2020)

Das NFDM als freiwillige Fachanwendung ermöglicht es, Informationen über den Versicherten für den Notfall auf der elektronischen Gesundheitskarte zu speichern (z.B. Diagnosen, Allergien, Medikation, Kontaktdaten behandelnder Ärzt:innen, etc.). Die eGK dient im Rahmen des NFDM auch als Ablageort von Willenserklärungen des Versicherten als Datensatz für persönliche Erklärungen. Ergänzend finden sich im Notfalldatensatz neben den Kontaktdaten von behandelnden Ärzten auch die Kontaktdaten von Angehörigen.

Zur Funktion des NFDEM führt die gematik aus: „Der Notfalldatensatz wird auf Wunsch des Patienten erstellt. In der Regel übernimmt ein Hausarzt die Erstanlage des NFD. Zu diesem Zweck benötigt der Leistungserbringer ein eHealth-Kartenterminal, einen elektronischen Heilberufeausweis, ein Primärsystem und einen Zugang zur TI via Konnektor.“

Elektronischer Medikationsplan, eMP (seit 2020)

Der e-Medikationsplan ist die digitale Weiterentwicklung des bundeseinheitlichen Medikationsplanes in Papierform. Mit dem eMP erlangen die an der Behandlung eines Versicherten beteiligten Professionen mehr Transparenz zu den eingenommenen Medikamenten. „Darüber hinaus enthält der eMP medikationsrelevante Informationen, die wichtig sind, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden, bspw. zu Allergien“, betont die gematik einen weiteren Vorteil der Anwendung.

Elektronische Patientenakte, ePA (seit 2021)

Gesetzlich Versicherte haben seit dem 1. Januar 2021 einen Anspruch auf eine elektronische Patienenakte, ePA. Die Nutzung der ePA ist bislang freiwillig. Nach neuesten Ankündigungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach soll das Nutzen der ePA künftig für alle gesetzlich Versicherten obligatorisch werden; will man den Dienst künftig nicht nutzen, muss man dies aktiv ausschließen – soweit die Pläne des Ministers.

Die ePA wird dem Versicherten von seiner Krankenkasse als App kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Versicherte kann die ePA-App dann aus dem Apple App Store oder dem Google Play Store auf ein Smartphone oder Tablet herunterladen. „Mit der ePA erhalten Patienten zum ersten Mal einen transparenten Überblick über ihre Gesundheitsdaten. Sie können ihre gesundheitsbezogenen Daten und Dokumente all denjenigen zur Verfügung stellen, die an ihrer medizinischen Behandlung beteiligt sind“, führt die gematik aus.

Um auf die ePA im Rahmen der TI zugreifen zu können, benötigen Leistungserbringer laut gematik  einen PTV4-Konnektor, ein eHealth-Kartenterminal und die Institutionskarte SMC-B.

Kommunikation im Medizinwesen, KIM (2021):

Mit der Anwendung KIM, Kommunikation im Medizinwesen, können registrierte und authentifizierte Leistungserbringer im TI-Netzwerk Nachrichten und Dokumente schnell und sicher per E-Mail untereinander austauschen –  mit und ohne Anhang. Laut gematik können KIM-Nutzer folgende Dokumente einander schicken:

  • Befunde (Labordaten, Röntgenbilder)
  • Arztbriefe
  • Heil- und Kostenpläne
  • Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen
  • Abrechnungen

„KIM vermeidet Medienbrüche und spart Zeit – denn das Abtippen von Daten auf Papier entfällt. Die digitalen Daten können instant dort eingesehen werden, wo sie gebraucht werden: im Primärsystem“, unterstreicht die gematik die Vorteile von KIM.

In der Funktionalität von KIM können nur registrierte Nutzer KIM-Mails empfangen. Alle registrierten Nutzer sind in einem speziellen Verzeichnisdienst von KIM gelistet. Zum sicheren Datenaustausch via KIM erklärt die gematik im Detail: „Die fertige Nachricht wird zunächst an das KIM-Clientmodul, das vergleichbar mit einem SMTP-Sever ist, übertragen. Das KIM-Clientmodul verschlüsselt und signiert die Nachricht automatisch über Konnektorschnittstellen. Anschließend erfolgt der eigentliche Versand über den Mailserver, dem KIM-Fachdienst. Das Clientmodul des Empfängers entschlüsselt die Nachricht, sodass der Empfänger die Nachricht als Klartext sehen kann.“

gematik/Fachportal

Elektronisches Rezept, E-Rezept (2022)

Seit Einführung des elektronischen Rezeptes seit Mitte 2021 können Ärzte ihren Patienten Rezepte nun direkt digital und als strukturiert weiterverarbeitbaren Datensatz über die Telematikinfrastruktur und per App bereitstellen. Dabei erstellt ein Arzt in seinem Primärsystem ein E-Rezept und signiert es direkt mit dem elektronischen Heilberufeausweis  elektronisch. Nach Darstellung der gematik wird das E-Rezept „nach der Signatur verschlüsselt an den Fachdienst E-Rezept in der TI übermittelt. Dort steht es bis zu 100 Tage nach Einlösen des Rezeptes zur Verfügung.“  Der E-Rezept-Fachdienst ist ein zentraler Server in der TI zur Ausführung der Fachanwendung E-Rezept. Zu diesem führt die gematik aus: „Der E-Rezept-Fachdienst speichert nicht nur E-Rezepte des Versicherten. Er setzt den gesamten E-Rezept-Workflow um. So ermöglicht dieser Fachdienst den Nachrichtenaustausch zwischen Apothekern und Versicherten. Der E-Rezept-Fachdienst protokolliert zudem alle Zugriffe auf das E-Rezept für den Versicherten und verwaltet die Statusübergänge eines E-Rezepts.“

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Der TI-Messenger: Instant Messaging ab 2023

Der neue Messaging-Standard „TI-Messenger“ wird den Akteuren im TI-Netzwerk künftig eine schnelle digitale Ad-hoc-Kommunikation ermöglichen. Der Release der Spezifikationen zur ersten Ausbaustufe des TI-Messengers erfolgte bereits im Juli 2022. Ab dem 2. Quartal, so die gematik, würden die ersten zugelassenen TI-Messenger auf Smartphone, Tablet und Desktop gleichermaßen das Instant Messaging ermöglichen. Während Stufe 1 der Einführung des TI-Messengers das Versenden von Ad-hoc-Nachrichten erprobt, stehen die Versicherten als Kommunikationspartner sowie das Feature Videochat im Fokus der Ausbaustufen 2 und 3 (siehe Schaubild).

gematik/Fachportal

Weiterführende Informationen zu allen TI-Anwendungen finden Sie online im Fachportal der gematik.

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