Aus- und Weiterbildung
Vereinigung der Pflegenden in Bayern verteidigt generalistische Pflegeausbildung
„Die Behauptung, die Generalistik sei schuld an Personalnot und sinkenden Azubi-Zahlen, entbehrt jeglicher belastbaren Datengrundlage. Die neue Ausbildung und mit ihr ein neues Berufsverständnis sind vielmehr Lösung als Ursache des Problems“, sagt Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB).

bpa-Präsident Bernd Meurer die Generalistik deutlich ins Visier genommen: “Die generalistische Pflegeausbildung ist kein Erfolgsmodell – sie verstärkt ganz offensichtlich den Personalmangel in der Langzeitpflege. Bei ehrlicher Bewertung kann sie nicht das Modell für die großen Herausforderungen in der pflegerischen Versorgung sein.” Die dreijährige Altenpflegeausbildung zu zerstören, um sie jetzt durch eine einjährige Pflegehelferausbildung zu ersetzen, sei “der blanke Wahnsinn”.
Nach Einschätzung des VdPB-Präsidenten Sigl-Lehner seien entsprechende Äußerungen kontraproduktiv und beschädigten das ohnehin schon belastete Image des Pflegeberufs. Die tatsächlichen Ursachen für den Rückgang der Azubi-Zahlen lägen ganz klar woanders. Vergleiche man die Zahlen über die vergangenen Jahre hinweg, erkenne man jeweils deutliche Schwankungen, das Absinken um 7 Prozent sei noch kein Beleg für einen Trend – insbesondere da die Zahlen aufgrund der höheren Aufmerksamkeit durch die Pandemie sowohl 2020 als auch 2021 deutlich angestiegen waren. Inzwischen hinterlassen die demografischen Entwicklungen jedoch Spuren im gesamten Ausbildungsmarkt. In allen Branchen gibt es spürbar weniger Auszubildende. Die Pflege-Azubis selbst stellen der neuen Pflegeausbildung aber ein gutes Zeugnis aus: Eine Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat ergeben, dass die Auszubildenden in der Pflege die Generalistik positiv bewerten. Auf diese Zahlen verweist der VdPB-Präsident nachdrücklich.
Die VdPB hält es aus diesem Grund sowohl auf Arbeitgeber- wie auf Verbandsseite für dringend geboten, die Attraktivität der Profession Pflege gemeinsam zu fördern, statt die generalistische Ausbildung zu diskreditieren. „Das Pflegeberufegesetz hat neben der generalistischen Pflegeausbildung mit den vorbehaltenen Tätigkeiten für Pflegefachpersonen einen neuen Schwerpunkt in der Professionsentwicklung gesetzt und damit die berufliche Autonomie in der Pflegepraxis ins Zentrum des Berufsverständnisses gerückt. Wer diesen Umstand dauerhaft in Frage stellt oder verleugnet, schafft keine attraktiven Rahmenbedingungen für Pflegefachpersonen, sondern trägt mehr Verantwortung für die gegenwärtige und zukünftige Personalnot, als es der Ausbildung fälschlicherweise unterstellt wird“, verdeutlicht Sigl-Lehner und ergänzt: „Bei der Einführung einer neuen Ausbildung, insbesondere unter den von der Pandemie verursachten widrigsten Umständen, gleich Perfektion in allen Details zu erwarten ist völlig unangemessen.“
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Sie haben noch kein Konto?
Jetzt registrieren