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Pflegende Angehörige sehen sich an der Grenze der Belastbarkeit

Pflegende Angehörige fühlen sich einer Studie zufolge
oft überlastet. Fast 200.000 sogenannte
Hauptpflegepersonen stehen kurz davor aufzugeben, wie
aus dem am 8. November in Berlin vorgestellten
Pflegereport 2018 der Barmer Krankenkasse hervorgeht.

- Pflegende Angehörige in Deutschland: Geschlecht, Alter, HaushaltseinkommenGrafik: Barmer-Pflegereport 2018

"Ohne pflegende Angehörige geht es nicht", sagte der
Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub. "Es
ist höchste Zeit, dass sie schon frühzeitig besser
unterstützt, umfassend beraten und von überflüssiger
Bürokratie entlastet werden."

Die Barmer befragte nach eigenen Angaben mehr als 1.900
pflegende Angehörige. 85 Prozent der Befragten sagten,
die Pflege bestimme ihren Alltag. Die Hälfte von ihnen
kümmert sich mehr als zwölf Stunden täglich um die
pflegebedürftige Person. Jeder vierte Angehörige hat
seinen Beruf aufgrund der Pflege reduziert oder ganz
aufgegeben.

"Viele pflegende Angehörige sind an der Grenze der
Belastbarkeit angekommen", sagte der Autor des
Pflegereports, Heinz Rothgang von der Universität
Bremen. "Fast 40 Prozent von ihnen fehlt Schlaf, 30
Prozent fühlen sich in ihrer Rolle als Pflegende
gefangen, und jedem Fünften ist die Pflege eigentlich
zu anstrengend." Allerdings finde mehr als die Hälfte
der Hauptpflegepersonen niemanden, der sie für längere
Zeit vertreten würde.

Pflegende Familienangehörige sind nach den Angaben der
Barmer relativ häufig krank. So litten 54,9 Prozent von
ihnen unter Rückenbeschwerden und 48,7 Prozent unter
psychischen Störungen. Bei Personen, die niemanden
pflegen, treffe dies nur auf 51,3 Prozent
beziehungsweise 42,5 Prozent zu.

Rund 2,5 Millionen Menschen, davon rund 1,65 Millionen
Frauen, pflegen zu Hause Angehörige.