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91 Prozent der Dienste mussten Neukunden ablehnen

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) hat rund 500 ambulante und stationären Langzeitpflegeeinrichtungen zur Verosrgungssicherheit befragt. Das Ergebnis gibt Anlass zu ernsthafter Sorge.

Wilfried Wesemann Vorsitzender des DEVAP
Foto: Christian Weische/Bethel DEVAP-Vorsitzender Wilfried Wesemann wünscht sich einen Pflegegipfel und verweist auf Reformvorschläge seines Verbands.

„Die hohe Teilnahmequote und auch die Ergebnisse der DEVAP Umfrage bestätigen die akute Gefährdung der Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege.“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP. „78 % von 501 Teilnehmenden mussten Leistungen aus personellen Gründen in den letzten sechs Monaten einschränken. Die Hauptgründe für Leistungseinschränkungen sind kurz- und langfristige Erkrankungen von Mitarbeitenden und die Nichtbesetzung von offenen Stellen.“

Die Umfrage wurde vom 12. bis 31.01.2023 durchgeführt. 501 Träger haben teilgenommen, davon 64 % aus der stationären Langzeitpflege, 30 % ambulante Pflege, 4 % Tagespflege sowie jeweils 1 % Pflegeschulen und Hospiz. Die Teilnehmenden kamen vorwiegend aus Nordrhein-Westfalen (35 %), Niedersachsen (25 %) und Hamburg (10 %).

„In der stationären Pflege konnten 59 % der Träger freie Betten in den letzten sechs Monaten nicht belegen“, so Wesemann weiter. „Die Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist noch prekärer: 91 % der Dienste mussten in den letzten sechs Monaten Neukunden ablehnen und 73 % konnten im selben Zeitraum der Aufstockung von Leistungen ihrer Bestandskunden nicht nachkommen. Auch hier wird als Hauptgrund fehlendes Pflegepersonal genannt.“

„Das Versorgungsangebot reduziert sich trotz steigender Nachfrage massiv, gleichzeitig steigen die Insolvenzen. Wir müssen vor die Krise kommen und jetzt mit einer grundlegenden Struktur- und Finanzreform beginnen“, so Wesemann. „Uns ist bewusst, dass diese Reformen Zeit benötigen werden, aber wenn wir nicht jetzt beginnen, ist es nicht mehr 5 nach 12, sondern der Zusammenbruch des Pflegesystems unvermeidbar.“

„Der DEVAP hat mit dem „Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025“ ein ganzheitliches Konzept zur Pflegereform vorgelegt. Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel, damit wir gemeinsam einen Masterplan entwickeln“, so Wesemann abschließend.