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Teure Reform

Nun liegen die ersten Zahlen vor, was die Reform der
Pflegeversicherung kostet: Im ersten Halbjahr gaben
Pflegekassen 5,5 Milliarden Euro mehr. Auch die
Sozialausgaben stiegen.

- "Pflege macht arm. Mit einem Anstieg um 6,4 Prozent übernimmt die Hilfe zur Pflege die traurige Spitzenposition", kritisiert Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Foto Adobestock/Andreas Haertle

Die jüngste Pflegereform in Deutschland lässt die
Ausgaben der Pflegeversicherung stark ansteigen. Allein
im ersten halben Jahr wuchsen die Ausgaben der
Pflegekassen um rund 5,5 Milliarden Euro auf
20,8 Milliarden Euro, wie eine Sprecherin des
Kassen-Spitzenverbands am Donnerstag vergangener Woche
in Berlin mitteilte. Im gesamten vergangenen Jahr
verzeichnete die Pflegeversicherung Ausgaben von
29,7 Milliarden Euro.

Durch die seit Jahresbeginn wirkende Pflegereform
bekommen in diesem Jahr rund 200 000 Menschen
Pflegeleistungen, die sonst leer ausgegangen wären.
Besser berücksichtigt werden Beeinträchtigungen von
Wahrnehmung und Erinnerung etwa bei Demenz oder
Probleme in der Alltagsbewältigung. Die
Kostensteigerungen kommen deshalb in der Tendenz nicht
überraschend.

Ausgaben liegen höher als Einnahmen

In diesem Jahr erwartet der Verband nach einer bereits
seit Längerem vorliegenden Schätzung steigende Ausgaben
von deutlich über 37 Milliarden Euro. Dem stehen
geschätzte Einnahmen von nur rund 34 Milliarden
Euro gegenüber. Das Defizit soll aus den bestehenden
Rücklagen der Pflegeversicherung von rund
9,4 Milliarden Euro ausgeglichen werden. Die
DAK-Gesundheit teilte mit, dass bei ihr die Ausgaben
für Pflegeleistungen durch die Reform im ­ersten
Halbjahr um ein Fünftel gestiegen seien.

Ebenfalls in der vergangenen Woche teilte das
Statistische Bundesamt die aktuellen Zahlen für die
Sozialhilfeausgaben mit. Diese sind in Deutschland im
vergangenen Jahr um 4,5 Prozent gestiegen.
Bundesweit wurden netto 29 Milliarden Euro
ausgegeben.